Heute morgen startete ich zur Abwechslung mal nicht allein in den Camino, sondern schloss mich den deutsch-holländischen Pilgerfreunden an.
Da jeder entweder ins Gespräch vertieft oder das Schritttempo unterschiedlich war, trennten sich die Wege von Zeit zu Zeit, doch holten wir uns nach kurzen Kaffeepausen oft wieder ein. Das Wetter war heute weiterhin bewölkt und sehr windig. Der Weg führte über Stock und Stein, kreuzte die Autobahn und brachte uns schließlich an den Rand der Großstadt Burgos.
Im Vorbeilaufen an den Einzäunungen des Flughafengeländes hörte ich plötzlich Musik. Musik? Ja, im Gras klingelte ein einsames Mobiltelefon und verlangte nach Aufmerksamkeit. Als ich ranging, meldete sich aufgeregt eine Stimme auf Spanisch am anderen Ende der Leitung. Da derjenige aber kein Englisch und ich kein Spanisch konnte, verlief die Konversation recht ziellos. Nach einigen Minuten sprach ich dann mit einer Rezeptionsdame in gebrochenem Englisch und wir verhandelten, dass ich das Handy in der öffentlichen Pilgerherberge abgeben würde.
Kurz nach diesem Zwischenfall verabschiedete sich einer der Mitpilger, welcher seit Tagen mit über 14 Blasen an den Füßen kämpfte und den Weg nach Santiago daher vermutlich abbrechen würde müssen. Schade zu hören, aber gleichzeitig auch ein weiterer Punkt dankbar für alles zu sein, was bisher möglich war.
Die empfohlene Wegvariante in die Stadt führte dann entlang des Rio Arlanzón durch einen Park, in dem am heutigen Sonntag viele Menschen unterwegs waren. Vorbei an der atemberaubenden Kathedrale von Burgos erreichte ich die Herberge und übergab das Telefon einem älteren Spanier, der sich überschwänglich bedankte und mir aufgeregt die Seitentasche an seinem Rucksack zeigte, aus der es mutmaßlich herausgefallen sein musste.
Einmal hier, buchte auch ich mir in dieser Albergue einen Schlafplatz. Der Begriff “öffentliche Herberge” umfasste dabei nicht mal annähernd die Dimensionen, die dieses Gebäude bei Betreten bot: hunderte Doppelstockbetten in Schlafsälen auf fünf Etagen verteilt.
Aufgrund des erneut einsetzenden Regens trafen wir uns am Abend in der Tapas-Bar, die der Herberge direkt gegenüber lag. Die für Spanien typischen Tapas sind dabei kleine Appetit-Häppchen mit verschiedenem Fleisch, Gemüse und Beilagen, die man sich nach Lust und Laune zusammenstellen kann.
Im Gespräch mit zwei Brasilianern vom Nebentisch meinte einer der beiden, dass ein Freund heute sein Handy verloren hatte. Als ich als dessen Finderin identifiziert werden konnte, gab das eine große, freudige Aufregung und es wurde heftig telefoniert. Der ältere Spanier wurde einbestellt und gab allen am Tisch ein Bier aus. So wurde es mit einem Spagat zwischen Spanisch und Englisch ein lustiger Abend, der doch aber auch tieferen Einblick in einige Lebensgeschichten bot.
Am morgigen Tag werde ich, den Wünschen meiner Füße und Beine folgend, einen Pausetag in Burgos einlegen, dabei einige Dinge erledigen und mir die Stadt anschauen, die sicher einiges zu bieten hat.
Hasta mañana und Gracias für alle bisherigen Spenden!