Gemeinsam mit der aufgehenden Sonne startete ich heute in den Tag, ließ Hontanas hinter mir und kam schließlich an die alte Ruine des Klosters San Antón. Dieses wurde bereits im 12. Jahrhundert erbaut und stellte damals einen Zufluchtsort für leprakranke Pilger dar. Obwohl es heute nur noch von zahlreichen Vögeln bewohnt wird, war der Anblick dennoch sehr beeindruckend.
Weiter ging es dann nach Castrojeriz, wo ich überraschend einige Pilgerfreunde wiedertraf. Wir gingen ein Stück zusammen, trennten uns aber am Ortsende und ich zog gemeinsam mit einer jungen Holländerin weiter. Wir unterhielten uns gut und stellten zudem fest, dass wir beide mit ähnlich geringem Spanisch in der selben Unterkunft für heute reserviert hatten – unsicher darüber, ob das denn geklappt haben würde, da die Hospitaleros am Telefon nur Spanisch sprachen.
Für die folgende Etappe war ich zudem froh über die Gesellschaft – vor uns ragte der Alto de Mostelares (Tafelberg) in die Höhe. Wir erklommen ihn, trotzten der prallen Mittagssonne und genossen anschließend im Schatten eines Unterstandes den sagenhaften Ausblick.
Wieder im Tal zogen wir weiter über Wiesen und Felder und erreichten so die kleine, alte Kirche San Nicolás. Leider waren die meisten Kirchen abgeschlossen, doch nichtsdestotrotz betätigte ich auch hier die Türklinke wie ich es schon des Öfteren nicht nur am heutigen, sondern auch an den vergangenen Tagen getan hatte. Diesmal wurde das tatsächlich belohnt – die Tür war offen!
Dahinter erwartete uns ein älteres spanisches Ehepaar, die uns sofort zu Kaffee und Keksen einluden. Überwältigt von soviel ungeahnter Herzlichkeit nahmen wir dankend an und setzten uns einen Moment nieder. Dabei stellte sich heraus, dass diese Kirche in den Sommermonaten Pilgern sogar ein Nachtlager bot und daher mit einer kleinen, alten Küche und einigen Doppelstockbetten im hinteren Teil des Kirchenschiffs ausgestattet war.
Trotz unserer überschaubaren Spanischkenntnisse entstand eine nette Unterhaltung und unsere Gastgeber freuten sich, sogar einige Worte Deutsch mit in das Gespräch einzubringen, da sie in den 70er-Jahren einige Zeit in München gelebt hatten.
Dankend verließen wir die Kirche und waren nach wenigen Kilometern in unserem heutigen Übernachtungsort Itero de la Vega. Dort stellte sich leider heraus, dass nur meine Reservierung es in das Notizbuch der Albergue geschafft hatte und diese nun “completo” war. Dennoch musste meine Mitpilgerin nicht auf der Straße schlafen und kam in einer anderen Herberge nebenan unter.
Zusammenfassend lässt sich also auch heute wieder sagen: “Camino provides!” (Der Camino sorgt für dich.)
Hasta mañana und Gracias für alle bisherigen Spenden!
PS: Vielleicht dank der vielen guten Tipps – heute keine Wadenschmerzen mehr 🙂