Wie schön, alle Gesichter des vergangenen Abends nochmal früh beim Frühstück in der Herberge zu sehen! Bei Semmeln und Kaffee quatschten wir über die geplanten Tagesetappen und lachten über Mr. Coconut, der gern etwas vom Frühstück abgehabt hätte.

Dann zog jeder wieder die Wanderschuhe an, nahm seine Wäsche noch von der Leine, klebte frische Blasenpflaster und dann stiefelten wir einer nach dem anderen los.

Nach wenigen Kilometern kam schon die schöne Stadt Valença in Sicht, die von einer beeindruckenden Festungsmauer umgeben ist. Von dort aus führt die „Ponte Internacional“ hinüber in die angrenzende Stadt Tui und bildet damit das Verbindungsstück zwischen Portugal und Spanien.

Schon beeindruckend auf der Brücke zwischen den beiden Ländern zu stehen und von einem Land in ein anderes zu laufen! Innerlich auf der anderen Seite eine Flamenco-Crew erwartend, die „Viva España“ singt, erreichte ich das andere Ufer – doch es passierte nichts dergleichen. Keine Tänzer, kein Begrüßungskomitee, nur die SMS-Benachrichtigung über die hiesigen Notrufnummern. Schade eigentlich, dachte ich mir, und war doch ein bisschen traurig ob der Unbesonderheit eines besonderen Momentes.

Von spanischer Seite aus: Blick auf Portugal zur Linken, Spanien zur Rechten und die Ponte Internacional mittig.

Und so ließ ich Tui und die ersten Wegkilometer in Spanien hinter mir und erreichte über Autobahnkreuzungen und entlang schattenfreier Hauptstraßen (ja, auch das ist Camino) schöne ruhige Waldwege. In meinem Kopf summte ich leise „Viva España“ – bis ich es einfach auf laut stellte und dazu singend des Weges durch den Wald tanzte. Warum nicht für mich selbst zumindest feiern?! Viiiiva España!!💃🏻

(Für euch zum Reinhören und Mittanzen 😉 )

Bei einer kleinen Brücke rastete ich am Flussufer und aß die mitgebrachten Sandwiches.

Da ich mich dann in den nachfolgenden Dörfern mit einem anderen Pilger verquatschte, erreichte ich zügig ohne die üblichen vielen weiteren kleinen Pausen aber trotz einer Stunde weniger die heutige Unterkunft.

Da dort an diesem Abend nicht so viel los war, zerstreute ich mich in die Stadt und lief direkt in ein Straßenfest hinein mit kleinen und großen Flamenco-Tänzerinnen in traditioneller Kleidung, die zu volkstümlicher spanischer Musik vor begeistertem Publikum auftraten. Endlich mein Begrüßungskomitee in Spanien! Olé!

So verbrachte ich den Abend dort. – Und höre jetzt beim Schreiben schon wieder spanische Musik von draußen… – glaube ich muss nochmal los, hasta la vista!

Morgiges Ziel: Cesantes – die letzen 100 km sind angebrochen!

Heutige Erkenntnis: Man muss die Feste feiern wie sie fallen – und wenn sie nicht fallen, muss man (manchmal) einfach trotzdem feiern! 🇪🇸