Nach dem Regenguss gestern Abend hatte sich die Luft heute morgen ziemlich abgekühlt. Nichtsdestotrotz strahlten die Häuser und Straßen in den kleinen Ortschaften, die ich durchlief, noch immer die Wärme des vorherigen Tages aus.
In Santibáñez nach etwas zum Frühstücken suchend, begrüßte mich der Ort mit stillen Straßen und geschlossenen Bars. Als ich schließlich ein Desayuno-Schild vor einer Herberge sah, ging ich schnurstracks hinein, stand jedoch in eher verlassenen Räumen, die nicht so aussahen als wären hier in letzter Zeit Pilger beherbergt worden. Ein Spanier folgte mir nach und in diesem Moment kam dann auch der Wirt um die Ecke und die beiden sprachen über die Möglichkeit eines Frühstücks. Obwohl ich nur “Toast” und “Kaffee” verstanden hatte, sagte ich “Si” und parkte meinen Rucksack. Minuten später fand ich mich im Hinterhof in einem kleinen Garten mit Kirschbäumen wieder, mit Toast, Marmelade, Kaffee und Orangensaft – an einem Tisch mit einem Mann der nur Spanisch sprach, aber dennoch gelegentlich den Versuch unternahm, Konversation mit seiner nickenden und lächelnden Tischnachbarin zu betreiben. Ich musste lachen darüber, wie ich wieder in diese kuriose Situation geraten war. Nachdem wir fertig gegessen hatten, begab ich mich wieder auf den Weg und beschloss, aus dieser Situation gute Schlüsse zu ziehen, indem ich mir eine Sprachlern-App herunterlud.
Der weitere Weg führte dann durch schöne Landschaften und vorbei an einem Bauernhof, wo mir kleine Kälbchen mit großen Augen freundlich die Zunge entgegen streckten. Auch sonst war die Landschaft sehr sehenswert und die Temperaturen angenehm.
Schließlich erreichte ich Astorga, trank mit Pilgerfreunden einen Kaffee und folgte der Empfehlung, das dortige Schokoladenmuseum zu besuchen. Da meine Pläne diesbezüglich jedoch von der Siesta durchkreuzt wurden, war der Aufenthalt dort eher kurz. Stattdessen blieb mehr Zeit, sich die Kathedrale von Astorga und den Gaudi-Palast anzusehen. Dabei war es für mich sehr erstaunlich wie die zwei architektonisch so unterschiedlichen Gebäude dort friedlich nebeneinander existieren konnten. Andererseits erlebte ich am Himmel in diesem Moment genau das gleiche Spiel, da sich hier auf der einen Seite Regen über der Stadt zusammenbraute und auf der anderen strahlender Sonnenschein herrschte.
Die fünf Kilometer zum heutigen Zielort waren am Nachmittag dann auch schnell geschafft und ich erreichte diesen ohne den Regen, den die Wolken prophezeit hatten.
In meiner heutigen Herberge waren wir tatsächlich nur zu zweit und mein Zimmernachbar verfolgte belustigt die Erweiterung meiner Spanischkenntnisse via App. Da er dann jedoch recht zeitig schlafen ging, schloss ich mich dem Dinner in einer anderen Herberge an, welche auf der gegenüberliegenden Seite der Straße von zwei Deutschen betrieben wurde. Wir stießen mit Rotwein auf den heutigen Meilenstein der Spendenaktion an – DANKE an dieser Stelle an euch alle!!
Im weiteren Verlauf des Abends durfte ich dann auch heute wieder interessante Menschen kennenlernen, wobei mich eine Lebensgeschichte besonders bewegte. Für mich dennoch ein Grund mehr, den morgigen Tag mit einem Lächeln anzugehen – dem Leben zum Trotz!
Hasta mañana und Gracias für alle bisherigen Spenden!