In der vergangenen Nacht durfte ich eine weitere Facette nächtlicher Geräuschkulissen kennenlernen – denn tatsächlich gibt es nicht nur die gemein-gefürchteten Schnarcher. Offenbar scheint es in Schlafsälen auch diejenigen zu geben, die sich des nachts lautstark darüber beschweren, dass andere schnarchen. Und dann wiederum diejenigen, die sich darüber beschweren, dass andere sich beschweren, dass es Personen gibt, die schnarchen. Aha! Belustigt, davon Zeuge zu werden, war es mir und meinen Ohrstöpseln am Ende aber doch egal.

Nichtsdestotrotz musste ich am Morgen die Herberge verlassen und mir eine neue Bleibe suchen. Die Wahl fiel auf ein Hostel nur zwei Straßen weiter und schon bei Betreten fühlte ich mich deutlich ge-upgradet. Zu meiner Freude konnte ich trotz früher Stunde schon einchecken und bekam auch gleich mitgeteilt, dass es hier eine kleine Auswahl an Frühstück inklusive gebe, an der ich mich gern bedienen könne. Obwohl ich für heute bereits anderweitig zum Frühstücken verabredet war, schaute ich kurz dort vorbei – und freute mich riesig! Hatte ich nicht gestern zu einer Mitpilgerin gesagt, dass ich mal wieder richtig Appetit auf Cornflakes hätte – welche ja aber natürlich in keinem Café angeboten werden würden? Und hier bekam ich diese jetzt tatsächlich genau vor die Nase! So kam ich natürlich nicht umhin, vor meinem eigentlichen Frühstück ein kleines Prä-Frühstück zu mir zu nehmen. Camino provides!

So erschien ich bereits sehr gut gelaunt zum geplanten (Zweit-)Frühstück, welches ebenfalls sehr lecker war. Da wir in der Sonne direkt am Caminoweg saßen, bekamen wir auch im Vorbeigehen die Tagespläne der aufbrechenden Pilger mit. Hier gab es sowohl diejenigen, die unbeirrt weiterzogen, als auch die, die sich die Stadt anschauen und Besorgungen erledigen wollten, sowie einige, die heute lediglich die kürzest mögliche Distanz von 10 km zurücklegen würden.

Nach dieser ausgiebigen Stärkung nahmen wir uns Zeit, um die Kathedrale von León von innen anzuschauen, welche eine der schönsten Spaniens sein soll. Mich beeindruckten dabei vor allem die zahlreichen, detaillierten Buntglasfenster, für die die Kathedrale bekannt sei. Das hereinscheinende Sonnenlicht sorgte dabei für eine besondere Atmosphäre, welche sich partout nicht durch meine Kameralinse einfangen lassen wollte. Dem Audioguide folgend, sei genau das auch der Gedanke der damaligen Bauherren gewesen – eine kunstvolle, unbeschreibliche Stimmung in einem Gebäude einzufangen, um damit die unendliche Größe Gottes zum Ausdruck zu bringen.

Mit einem Eis in der Hand verbrachten wir den Rest des Nachmittags dann im Park am Ufer des Rio Bernesga, welcher im Süden die Stadt durchfließt. Da dort heute auch Markttag war, nutzte ich die Gelegenheit, um ein Paar Socken zu ersetzen, welches den Weg zurück in meinen Rucksack leider nicht geschafft hatte nach einer der Wäschen der letzten Tage.

Am Abend gab es dann mal keine spanischen Tapas, sondern italienische Pizza und Pasta. Dabei ließen wir bisherige Camino-Erlebnisse Revue passieren und verabschiedeten einen Pilgerfreund, für den der Camino hier zwar vorerst endete, die Reise jedoch dennoch nicht vorbei war. Alles Gute also für dich, wenn du das hier liest!

Hasta mañana und Gracias für alle bisherigen Spenden!