Im Schlafsaal heute morgen zeigte sich zur Abwechslung mal das umgekehrte Spiel – keiner hatte es eilig aufzubrechen, alle zögerten den Moment hinaus, hinauszugehen. Die ganze Nacht hatte es geregnet und das tat es jetzt immer noch. Nichtsdestotrotz startete ich kurz nach 7, denn es standen zu Beginn gleich wieder einige Höhenmeter an.

In meine mittlerweile liebgewonnene Regen-Mülltüte eingepackt stapfte ich also den Weg hinauf in Richtung O Cebreiro. Der Untergrund wurde mit jedem Schritt schlammiger und irgendwann gab es nicht mehr viele Trittmöglichkeiten – die Wahl bestand lediglich zwischen schlammig und sehr schlammig, inklusive Slalom-Hüpfen um die Hinterlassenschaften des gestrigen Pferde-Gruppen-Ausritts. (Welcher heute trotz Regen übrigens auch stattgefunden hatte, aber sehr gut gewesen sein soll.)

So sehnte ich den ersten Ort mit Bar herbei, welche dann auch gottseidank geöffnet hatte. Das Hereintreten war eine wahre Freude, denn so viele, vor Erleichterung strahlende Gesichter hatte ich selten an einem Tisch gesehen. Dazu gab es Kaminfeuer und stimmungsvolle Musik. So schmeckte das Frühstück gleich noch viel besser!

Danach ging es noch einige Meter weiter steil in die Höhe, wobei der Ausblick auf die Landschaft heute aufgrund des Nebels quasi nicht vorhanden war. Oben angekommen lichtete sich dieser aber dann tatsächlich und man konnte sehen, wie hoch wir an diesem Vormittag eigentlich gestiegen waren.

Der weitere Weg war dann ein ständiger Wechsel zwischen Cape an und aus, wobei das Wetter sich natürlich immer entgegen der aktuellen Kleidung verhielt. Großes Lob an dieser Stelle an meine Wanderschuhe, die sich von der Nässe den ganzen Tag über nicht haben beeindrucken lassen! Nichtsdestotrotz eine unglaublich schöne Landschaft und sehr abwechslungsreich – was wäre ein Weg ohne Höhen und Tiefen?

Bei Sonnenschein erreichte ich dann schließlich die Herberge in Fonfría, welche als eine Art Berghütte angelegt war. Kühe grasten auf der Weide nebenan und einige Pilger saßen bereits im Garten bei einem Bier zusammen.

Das Dinner am Abend wurde dann heute in einer der hier typischen, runden Holzhütten mit Strohdach, wenige Meter neben der Herberge serviert. Traditionell entsprechend der Region gab es eine galicische Suppe, Reis und Beef, sowie Santiago-Kuchen als Nachtisch.

Danach ging es weiter mit der Live-Zubereitung des keltischen Traditionsgetränkes Queimada, bestehend aus einem dem galicischen Trester Orujo, sowie Zucker, Kaffee, Früchten und Kräutern, welche dann bei offener Flamme flambiert werden. Ein großartiges Schauspiel und hochprozentig im Genuss.

Danach eroberte ich mit einigen Pilgern das Trampolin der Nachbarherberge, bevor wir in Stille wieder zusammenkamen, sich ein Brasilianer eine Gitarre schnappte und wir zusammen Lagerfeuersongs anstimmten. Camino roads take me home!

Hasta mañana und Gracias für alle bisherigen Spenden!